Vague Souvenir – Seelenlose Morgen, graue Leben
Es wäre schwer dieses erste Gedicht, in französisch, welches Alex mir schickte, zu vergessen. Eine einfache E-Mail, nicht zu viele Worte, mit einer angehängten Datei. Danach eine Textnachricht um sicher zu gehen, dass ich die E-Mail erhalten habe.
Ich brauchte nicht mehr. Der Name der angehängten Datei, in französisch, erregte meine Aufmerksamkeit ziemlich schnell. Und auch der Text tat dies. Je mehr ich gelesen habe, umso kälter fühlte ich mich. Allerdings war es Frühling, als ich ihn zum ersten Mal gelesen habe, und es war überhaupt nicht kalt. Aber während ich diese Worte las, konnte ich mir nicht helfen, sondern fühlte mich leer. Leer und allein. Als wenn etwas, was sehr wichtig für mich ist, etwas sehr geliebtes von mir, einfach verschwunden ist. Herausgerissen, ein Loch hinterlassend.
Ich wusste nicht, dass der Text auf Vague Souvenir erscheinen sollte. Ich wusste nicht, dass es ein Lied werden sollte. Alex schrieb immer viel und normalerweise schickte er mir diese Worte, welchen er Leben gegeben hat. Und um diese Zeit habe ich einige seiner Texte gesammelt, für ein Gedichtbuch. Aber es hätte ein Lied sein können, so wie ein Gedicht, so wie einfach nur Worte, welche er in dem Antrieb des Momentes schrieb. Ich weiß es nicht… Die einzige Sache, welche ich wusste, war, dass er mir ein Gefühl gab, welches ich mein ganzes Leben vermieden habe. Ich wollte mich nicht einsam fühlen. Ich wollte nicht allein sein. Also habe ich, mein ganzes Leben lang, vermieden zu nah an Menschen, um mich herum, zu kommen, sicher gehend, dass sie mich auch nicht an wichtigen Stellen erreichen konnten. Nicht, weil ich es nicht wollte… Sondern, weil ich wusste, dass ich nicht in der Lage sein würde den Schmerz auszuhalten, welcher verursacht werden würde, wenn ich verraten werde, wenn ich belogen werde, wenn ich außer Acht gelassen werde. „Wenn du nicht versagen willst, versuche es nie.“ Ich wollte kein Risiko eingehen. Ich wollte nicht verletzt werden. Freundschaft war es nicht wert. Liebe war es nicht wert.
Ich wurde vorher nie besonders in meinem Leben verletzt. Ich wurde nie wirklich gemobbt; nur dass durchschnittliche, dass einige Leute einen nicht mögen und einige einen mögen. Ich wurde nie zusammengeschlagen; ich war zu ruhig für andere um mich zu bemerken. Ich habe nie irgendwelche finanziellen Probleme gekannt; meine Familie war nicht reich aber wir hatten nie einen Mangel an irgendetwas und ich denke ich war, mehr als alles andere, eines der verwöhnten Kinder, meine Eltern sagten nie nein zu irgendetwas, was ich wollte. Wir waren nur 2 Kinder. Viele Haustiere. Ein Pool im Garten. Eine ruhige, neu gebaute Nachbarschaft, in welcher das größte Problem der Löwenzahn war, welchen man nie los wird. Bäume und Blumen überall. Ein Park für Kinder gleich auf der anderen Straßenseite von meinem Elternhaus. Ich habe wie jedes Kind Sport gemacht, habe Klavierunterricht und Zeichenunterricht, genommen aber habe alles immer nach 2 oder 3 Jahren aufgegeben; ich konnte mich selbst nicht für irgendetwas einsetzen. Ich hatte gute Noten, aber kein perfektes Ziel, Noten gut genug um mich auf eine private Highschool zu schicken, obwohl ich mir nie wirklich die Zeit nahm um zu lernen. Ich habe die Highschool abgeschlossen, nicht wirklich wissend, was ich machen wollte aber genau wissend, was ich nicht machen wollte: irgendetwas, was mit Mathe oder Wissenschaften in Verbindung steht. Nicht, weil ich nicht gut war oder es nicht mochte. Ich wollte einfach nicht hart dafür arbeiten, ich wollte mich selbst nicht einsetzen. Ich hatte keine Angst vor irgendetwas aber ich hatte auch keine echte Leidenschaft für irgendetwas. Dass ist, wie mein Leben war; grau. Und je matter die Farbe, umso besser war es für mich. Was wenn ich die Farben sehen könnte und plötzlich aufhören würde sie zu sehen? Was wenn ich leidenschaftlich für irgendetwas werde und es nicht mehr machen könnte? Was wenn ich versuchen würde richtig zu lernen und keine besseren Ergebnisse bekommen könnte? Was, wenn ich Freunde und Leute, welche wissen, wer ich wirklich war, hätte aber es damit enden würde, dass ich außer Acht gelassen werde? Ich wollte nicht darüber nachdenken also ging ich sicher, dass ich mich niemals in einer Position befinden würde, in welcher ich verletzt werden könnte.
Und dieser Text, À Ces Matins Sans Âme, er brachte einfach all dies zurück zu mir. Mein Leben ist jetzt bunt und ich habe gelernt damit zu leben. Ich bin umgeben von Menschen und auch wenn es trotzdem noch nicht natürlich für mich ist mich zu öffnen, weiß ich, dass ich echte Freunde habe. Sie haben mich verletzt und ich wurde verletzt. Aber ich weiß, dass ich nicht mehr allein bin. Und diese Worte zu lesen ließ mich Angst davor haben, dass ich alles ganz plötzlich verlieren könnte. Je mehr ich gelesen habe, umso leerer fühlte ich mich. Umso mehr dachte ich, dass ich nie meine Augen für diese Farben hätte öffnen sollen, noch mein Herz für das, was wir Freundschaft nennen. Ich wäre allein besser dran. Selbst wenn es nur eine Lüge wäre. Und ich habe mich langsam darauf vorbereitet mich für alles, was mich umgab, wieder zu verschließen, um zurück zu diesem geheimen Ort zu gehen, wo mich nichts und niemand erreichen kann. Das war nie etwas schweres. Ich war es gewohnt das zu machen. Aber dieses Mal konnte ich einfach nicht. Da war etwas, was mir sagte, dass ich irgendwie dieses Mal nicht dorthin zurückgehen kann. Dass wenn ich ein weiteres Mal diesen geheimen Ort von mir betreten würde, ich nicht mehr in der Lage sein würde herauszukommen. Aber das zur selben Zeit, wenn ich draußen bleiben würde, ich auch nicht mehr in der Lage sein würde hineinzukommen. Es war eine Entscheidung, welche ich jetzt treffen musste. Man geht hinein und bleibt dort für immer und lebt als ein Toter. Oder man bleibt draußen und lebt, für alles, was leben bedeutet. Von den Klängen, den Empfindungen, den Gerüchen, den Farben, den Worten, den Freundschaften, der Liebe überwältigt seiend… All die Dinge, welche ich immer vermeiden wollte sind jetzt ein Teil von mir. Und sie zu akzeptieren bedeutet auch diese Leere, welche ich so sehr hasste, zu akzeptieren. Das eine kann nicht ohne seinen Gegensatz existieren. Und ein Teil meiner Reise durch Vague Souvenir war dies… zu lernen zu leben. Mit den guten und den schlechten Dingen. Beide anerkennend. Anerkennend, wer ich bin. Die Teile, welche ich liebe, die Teile, welche ich hasse. Zu leben… einfach.
– Stephanie
Hier ist die Übersetzung des Liedtextes ins Deutsche…
AN DIESE SEELENLOSEN MORGEN… IN DEINER ABWESENHEIT
An diese Morgen ohne Wärme, Funken von Licht und vergiftenden Schatten, in deiner Abwesenheit
An diese Kummer ohne Reue, an diese Winter ohne Farben, an diese Nächte ohne dich
In denen ich vom Geist der Zeit berauscht werde, verloren zwischen den Reizen, ohne einen echten Plan
Sich in den Momenten namens Andenken versteckend, Chimären des Herzen
an welche wir sorgenlos geglaubt haben, eine Art sich gegenseitig zu sehen, oder eine Art zu sagen, dass wir ewige Liebende waren, trotzdem in deiner Abwesenheit… Die Flut zieht sich zurück, ohne eine Spur zu hinterlassen, wenn es nur ein schnelles seufzen wäre…
An diese seelenlosen Morgen, an diesen freien Platz, welcher einmal deiner war, an diese verbotene Fröhlichkeit, welche unfruchtbar wurde, welche immer noch deinen Duft trägt, diesen, durch welchen ich vergiftet wurde, da in deiner Abwesenheit, und für den Moment eines Wunsches, ich nur halbherzige morgen vortäuschen kann, da meine Seele abtreibt, aus diesen Wänden heraus, ihren Weg, welchen sie nicht finden wird… in deiner Abwesenheit
An diese Morgen ohne Dämmerung, Übelkeiten von gestern und benommene Erinnerungen, in deiner Abwesenheit
An diesen Nebel ohne Reue, an diese geschmacklosen Berührungen, an diese Nächte ohne dich
In denen ich mich selbst an Ausschweifungen verliere, Illusionen eines Blickes, ohne richtiges Leuchten
Verwirrt, dass ich nie seine wahre Natur erfasst habe, künstlicher, kleiner Tod
Dass wir frei von Trugbildern glaubten, eine Angelegenheit sich gegenseitig zu sehen oder eine Art zu sagen
dass hinter hinterleuchteten gezeichneten Bildern, in deiner Abwesenheit… die Abenddämmerung mit weißem Bezug eingehüllt ist
Es ist dennoch eine Illusionsmalerei, da dieses Haus gemacht aus Glas, vom Wind poliert wird.
An diese seelenlosen Morgen, an diesen freien Platz, welcher einmal deiner war, an diese verbotene Fröhlichkeit, welche unfruchtbar wurde, welche immer noch deinen Duft trägt, diesen, durch welchen ich vergiftet wurde, da in deiner Abwesenheit, und für den Moment eines Wunsches, ich nur halbherzige morgen vortäuschen kann, da meine Seele abtreibt, aus diesen Wänden heraus, ihren Weg, welchen sie nicht finden wird… unbestimmtes Treiben… ohne Vergebung, ohne ein gesagtes Wort… zurückgehaltene Träume und verbannte Hoffnungen… in deiner Abwesenheit… bin ich, die Wahrheit wird gesagt, ein weiterer dieser filzigen und müden Morgen…
Kommentare (6)
Anke
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Als ich diesen Blog las, war das erste was ich tun konnte weinen. Und das tue ich während des Schreibes immer noch. Ich kann gar keine richtigen klaren Gedanken fassen. Es ist so ehrlich und hart. Und trotzdem wurde es nieder geschrieben, das Verdient meinen höchsten Respekt!!
Auch ich habe so eine Leere in mir. Als Kind war ich glücklich, niemand verletzte mich, ausser vielleicht kleine Streitereien mit anderen Kindern, aber ich steckte dies ganz gut weg. Ich war immer für alle da, immer wenn andere Probleme hatten kamen sie zu mir. Als Kind fand ich das toll.
Dann mit 17 veränderte sich meine Welt von einer Minute auf die nächste. Meine Mutter starb. Ich fühlte Jahre nur Leere nichts anderes. Nur Drogen halfen mir da raus, dachte ich, aber das war auch nicht richtig. Heute verläuft mein Leben normal, aber diese Leere ist immer noch da und ich kann sie nicht überwinden, sie greift rückhaltlos an ohne Vorwarnung. Durch diese Leere habe ich Angst NEIN zu sagen. Ich versuche es immer allen recht zu machen. Weil ich Angst habe wenn ich mal NEIN sage das ich dann verletzt werde.
Ich weiß ich muss an mir arbeiten und tue dies auch und ich bin mir sicher eines Tages kann ich mit dieser Leere umgehen! Und mein Leben wieder in vollen Zügen genießen. Meine Kinder sind mein Halt und mit Ihnen werde ich wohl alles meistern!
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Stephanie
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Nur sich auf diese Art zu öffnen, wie du es machst, ist ein großer Schritt in die Richtung, um die Leere zu füllen, von welcher du fühlst, dass du sie in dir hast… Ich glaube wirklich daran! Ich kenne dich nicht sehr, Anke, aber ich weiß sicher, dass du eine sehr mutige, starke und leidenschaftliche Frau bist!!!
Ich wusste nicht, dass du Drogen genommen hast, aber ich glaube auch daran, dass die Tatsache, dass du dies überwunden hast eine wunderbare Sache ist und ein echter Schritt in Richtung der Fröhlichkeit und Freiheit, welche du erlangen möchtest… Denn ich glaube daran, dass es wirklich wichtig ist in der Realität zu leben um wahre Fröhlichkeit und Freiheit zu erlangen. Drogen erlauben dir nicht in der Realität zu leben…
Und weißt du was ich denke? Diese Fröhlichkeit und Freiheit, welche du möchtest, hast du schon. Sie sind vielleicht nicht vollständig, vielleicht werden sie es nie sein. Aber eines Tages wirst du, ganz plötzlich, bemerken, dass sie wirklich in dir sind und dass du jetzt in Frieden bist…
Du bist wichtig und wertvoll Anke… Obwohl ich dich nicht vollkommen verstehe und kenne, bete ich, dass du in der Lage sein wirst nein zu sagen, wann auch immer du dich fühlst, dass du etwas nicht machen willst, einfach weil du weißt, dass du dafür geliebt wirst wer du bist und nicht für das, was du für andere machst!
Ich bin stolz auf dich und ich bin stolz darauf dich Schwester zu nennen!
Ich habe dich lieb!
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Max [YFE Deutschland]
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Es berührt mich wirklich sehr, denn als ich mir das Gedicht angehört habe, konnte ich mir nicht helfen, sondern war berührt davon, wie ehrlich Alex war… mir selbst sagend, dass ich weit davon entfernt war ihm hilfreich zu sein, durch das Beklagen der Liebe, eines Geliebten, zu gehen! Aber trotzdem war ich davon berührt zu sehen, dass er den Mut hatte es zu teilen… was bedeutet, dass er nach vorne ging, auf eine Art unabhängig von allem, was ich hätte tun können! Und jetzt lag es an mir in meinem Leben nach vorne zu gehen!
Aber als ich deinen Blog gelesen habe Steph! Habe ich bemerkt, dass ich heute nach vorn gegangen bin… naja zumindest bin ich ein paar Schritte des Weges gegangen… Denn ich bin hierher als ein Jugendlicher gekommen, welcher so oft von seinem Vater betrogen wurde… und ich habe mich selbst so lange davor beschützt ein weiteres mal verraten zu werden! Und heute fange ich gerade an zu entdecken, was es bedeutet Brüder zu haben, welche bereit sind durch alles mit mir zu gehen! Es nimmt mir nicht die Angst, welche ich habe, wieder verraten zu werden… Ich denke ich muss auch damit zurechtkommen… Aber jetzt weiß ich, dass dort mehr ist…
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Stephanie
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Ich verstehe, was du meinst… Diese Texte von Alex zu lesen verpassen es nie mich zu beeinflussen… lol! Aber was mich wirklich am meisten fasziniert, und mich zur selben Zeit inspiriert, ist den Grad der Freiheit zu sehen, welchen er hat, wenn er über diese Ereignisse spricht, welche wahre Unglücke für ihn waren. Und dass ist, was mir hilft meine eigenen Schritte in Richtung der Freiheit, welche ich in ihm und in so vielen anderen Menschen um mich sehe, zu gehen. Wenn Freiheit für andere verfügbar ist, dann glaube ich auch daran, dass sie für mich verfügbar ist, unabhängig von den Unterschieden in unseren Geschichten und von unserem Weg diese Freiheit zu verkörpern. Freiheit ist etwas, was wir nicht verleugnen können, was nicht vergessen werden kann und was vollkommen gelebt werden muss. Und es sind Leute wie du, welche sich, unvollkommen, auf dem selben Pfad befinden, welcher mich inspiriert, während ich mir manchmal Wünsche aufzugeben!
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Marcel B.
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Als ich den Text zum ersten Mal gelesen habe musste ich sofort an das denken, worüber ich in meinem Kommentar zu Alex’s Blog über „Turn The Dirt Over“ geschrieben habe. Über den Verlust meiner Freundin. Seit dem ich mein Kommentar geschrieben habe, habe ich ständig an die Dinge gedacht, welche in den letzten Jahren passiert sind und mit jedem vergangenen Tag habe ich mich mehr und mehr an weitere Details erinnert, welche ich vergessen oder verdrängt habe… Wenn ich über solche Dinge nachdenke werde ich traurig und es verletzt mich immer sehr. Ich bin leider auch vom Typ her so, dass ich mich in meiner Dunkelheit versinken lasse und keinen Ausweg aus meinen Depressionen und Verzweiflungen finden. Ich zieh mich dann immer mehr zurück, werde ruhiger und trauriger und jeder Tag wird schwerer und ist ein Kampf mit mir selbst. Mein Problem ist, dass ich es nie allein geschafft habe aus diesen Depressionen wieder herauszukommen, weil ich nicht wusste wie. Ich habe immer versucht die Hoffnung zu behalten und daran zu Glauben dass alles wieder besser wird… Ich habe auch versucht los zu lassen, aber ich wusste nie wirklich, was es bedeutet… Ich habe immer versagt denn die Hoffnungslosigkeit war immer stärker als meine positiven Gedanken und alles was ich gesehen habe war eine Sackgasse in welcher ich mich befand, ohne irgendeinen Ausweg… Ich schätze ich bin es gewöhnt mich in dieser Dunkelheit versinken zu lassen, weil nie jemand für mich da war, mit dem ich über meine Probleme sprechen konnte. Ich war umgeben von Menschen aber trotzdem allein… Ich habe vertraut und Leute an mich heran gelassen oder zumindest versucht… Ich habe Freundschaften geknüpft aber wurde oft nur verletzt und zurückgelassen… Allerdings habe ich auch nie aufgehört zu vertrauen und Freundschaften zu knüpfen, weil ich wusste, dass irgendwann jemand da sein wird um mir zuzuhören. Und so war es auch an diesem Wochenende. Am Samstag war ich an meinem Tiefpunkt und ich habe bemerkt, wie verloren ich in den letzten Jahren war bzw. vielleicht auch immer noch bin. Und das zu bemerken hat mir den Rest gegeben. Glücklicherweise hat Jeff mich gefragt, ob ich mit in den Vergnügungspark kommen möchte. Ich habe zugesagt und als wir dort waren, war das erste, was Jeff machen wollte eine Achterbahn mit Loopings. Ich habe Achterbahnen mit Loopings gehasst, denn ich hatte immer Angst vor ihnen. Wir haben in der Schlange gewartet und ich war ziemlich nervös. Ich hätte einfach sagen können, dass ich nicht mitfahren will… Aber ich dachte mir, dass ich vielleicht etwas aufregendes verpasse, wenn ich jetzt nicht mitfahre. Also habe ich mich selbst überwunden und bin eingestiegen…
Wir wurden hinaufgezogen und es war ziemlich hoch und ging sehr steil hinunter. Ich konnte die gesamte Bahn überblicken, die Loopings und alles. Ich konnte auch nach unten schauen und ich habe Angst bekommen und wollte wieder aussteigen aber es war schon zu spät, es gab kein zurück mehr und ich musste da durch…
Nachdem die Fahrt vorbei war hatte ich ein unglaubliches Gefühl, mein ganzer Körper hat gezittert, ich hatte ein kribbeln im Inneren und ich habe mich frei und lebendig gefühlt! Wir sind ausgestiegen und ich habe mich so leicht gefühlt, als wenn jemand alle Last von meinen Schultern genommen hätte, einfach als wenn ich jeden Moment abheben und fliegen könnte! Es war zum ersten Mal, dass ich gekostet habe, was Freiheit wirklich bedeutet, was es wirklich bedeutet los zu lassen und was es wirklich bedeutet lebendig zu sein.
Ich habe mich dafür entschieden los zu lassen und meine Angst vor Loopings überwältigt und was ich dadurch erfahren habe ist mehr wert als alles andere!!
Ich habe dann darüber nachgedacht und ich habe bemerkt, wenn ich meine Angst vor den Loopings los lassen kann, dass ich auch alles andere, was mich beschäftigt, los lassen kann, dass es so einfach ist.
Ich habe immer nach mehr gesucht und immer zu viel gewollt aber jetzt weiß ich, dass es die kleinen Dinge sind, welche einen Unterschied machen und meist viel wertvoller sind als alles andere.
Ich habe noch mehr darüber nachgedacht und ich habe mich erinnert, dass, als das Album veröffentlicht wurde, Alex uns gesagt hat, dass wir uns die Zeit nehmen sollten um das Album für uns selbst zu definieren. Ich habe es versucht aber habe es nicht wirklich geschafft, vielleicht, weil ich mein Herz, diese geheimen Orte, verschlossen habe. Aber seit dem die Blogs veröffentlicht wurden wird mein Herz immer mehr geöffnet und ich setze mich wieder mit Dingen auseinander, welche ich schon seit einer langen Zeit vergessen bzw. verdrängt habe… Durch die Blogs entdecke ich, was Vague Souvenir für mich ist und ich lerne weiter nach vorne zu gehen und glücklich zu sein. Ich habe bemerkt, dass es stimmt und ich vielleicht nie in Frieden mit meiner Vergangenheit sein werde und es immer weh tun wird, wenn ich zurückdenke aber darum geht es auch nicht. Sondern es geht um die Entscheidung glücklich zu sein und weiter zu gehen. Eine Entscheidung, welche wir täglich neu treffen müssen, aber welche es wert ist. Und ich denke, dass wir dadurch frei werden.
Wenn ich das Gedicht jetzt lese fühle ich mich nicht mehr traurig und auch, wenn es immer noch Erinnerungen in mir erweckt, welche mich verletzen, bin ich trotzdem glücklich. Denn wenn ich Schmerzen empfinde bedeutet es nur, dass ich lebendig bin.
Und ich weiß jetzt auch, dass ich nicht mehr allein bin, dass es möglich ist los zu lassen und dass es die einfachen Dinge sind, welche uns glücklich machen.
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Stephanie
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Danke, dass du auf diese Weise geteilt hast, Marcel!!! Leider, sind Verletzungen auch ein Teil davon lebendig zu sein, wie du es gesagt hast. Lebendig zu sein aber auch in der Realität zu leben, mit den guten und schlechten Seiten, mit den Teilen, welche wir lieben und den Teilen, welche wir aus unserem Gedächtnis löschen wollen! Ich bin froh, dass du über die Achterbahnsache gesprochen hast… Ich denke es beweist nur, dass die einfachsten Dinge manchmal die bedeutungsvollsten sind und dass wir nie den Einfluss einer einzigen Entscheidung verkleinern können… Das Leben wartet darauf seine Schönheit und seine Wunder zu entfalten und wir müssen nur unsere Herzen und Gedanken dafür öffnen… 🙂
Ich bin stolz auf dich Bruder!!!
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